Aus der Fawn Response in deine Beziehungsfähigkeit als hochsensible Person

 
 

HSP - Aus der Fawn Response in die Beziehungsfähigkeit

 

In diesem Artikel erfährst du,

  • was Fawn Response ist

  • wie sie sich auf das Leben auswirkt

  • was die Ursachen sind und

  • wie du durch einen neuen Umgang mit deiner Traumatisierung deine Beziehungsfähigkeit entwickeln kannst.

 

 

Was ist Fawn Response?

Der Begriff Fawn Response heißt übersetzt Rehkitz Antwort oder weiter gefasst Bambi Reflex. Er  umschreibt ein instinktives Verhalten, einen Reflex, den wir von einem Rehkitz kennen: Wittert ein Bambi Gefahr, flüchtet es. Es ist ständig auf der Hut, sucht seine Umgebung mit den Augen, Ohren und Nase auf Gestalten, Geräusche und Gerüche ab, um bei der geringsten Kleinigkeit, die nicht der Norm entspricht, auch wenn die Situation nicht lebensbedrohlich ist, zu flüchten.

Auf uns Menschen übertragen ist der Bambi Reflex  also eine instinktgesteuerte Überlebensreaktion. Dieser Reflex hat irgendwann einmal in unserem Leben unser Überleben gesichert. Dadurch ist diese Reaktion im Gehirn eingebrannt. Sie läuft immer wieder und zwar in nicht lebensbedrohlichen Situationen instinktiv ab, bei denen wir ähnliche Emotionen und/ oder Körperempfindungen haben wie in der  Situation, die für uns lebensbedrohlich war und damals für uns erfolgreich, das heißt eine Überlebenshilfe war.

 

Was ist die Ursache für das Fawn Response Verhalten?

Als Säugling und Kleinkind können wir unsere Grundbedürfnisse wie Hunger und Durst stillen, Sicherheit und Nähe und andererseits Autonomie noch nicht selbst erfüllen. Wir sind angewiesen auf unsere Bezugspersonen, meist unsere Mutter oder auf eine andere Person, die für uns da ist, wenn wir unser Bedürfnis erfüllt haben wollen. Ein Säugling schreit, wenn er Hunger oder Durst hat, wenn er sich alleine fühlt, wenn er sich unwohl fühlt durch eine nasse Windel, zu viel Lärm oder andere Sinneseindrücke und Zwietracht in seinem Umfeld.

Im Idealfall ist dann seine Bezugsperson für den Säugling da. Die Person erkennt an der Art des Weinens oder anderen Verhaltensweisen, ob der Säugling Hunger hat, ob er Nähe, Beruhigung oder eine Anregung braucht. Dann stillt sie ihn, nimmt ihn auf den Arm, beruhigt ihn oder spielt mit ihm. Die Bezugsperson und der Säugling sind eng aufeinander abgestimmt, auch deren Nervensysteme. Das Nervensystem des Säuglings ist noch nicht voll ausgebildet und das Baby kann sich selbst nicht gut beruhigen, wenn es erst einmal in Erregung gekommen ist und schreit. Doch nimmt die Bezugsperson den Säugling auf den Arm und spürt, dass er Beruhigung braucht, beruhigt sie ihn. Ab dem Kleinkindalter, etwa ab dem Alter von eineinhalb Jahren, kommt dann noch das Bedürfnis nach Autonomie hinzu. Das Kleinkind möchte nun auch eigene Erkundungen tun. Hier kann die Bezugsperson sein Autonomiebedürfnis erfüllen, indem sie das Kleinkind das tun lässt, sofern es ungefährlich ist, was es gerade möchte. Wenn das Kleinkind beispielsweise selbst den Löffel in die Hand nehmen möchte, um das Essen in den Mund zu führen, ist es unterstützend, wenn die Bezugsperson es lässt, anstatt aus Angst vor Beschmutzungen ihm den Löffel vorenthält und es füttert. Durch das Füttern wird in dem Fall der Impuls des Kleinkindes, etwas selbst zu machen missachtet. Geschieht dies immer wieder, kann die Person als Kind die Autonomiefähigkeit nicht entwickeln, und unterdrückt mehr und mehr jeden Impuls, das zu tun, was sie gerne möchte. Sie  fühlt sich in Situationen, bei denen ihre Eigeninitiative wesentlich wäre, mehr und hilflos, da es abgespeichert hat, dass etwas tun wollen erfolglos ist. Auf diese Weise legt sie sich ein Verhalten des sich Unterwerfens der Vorgaben anderer zu.

Entscheidend für unser Beziehungs- und Bindungsverhalten im Erwachsenenalter ist also, wie der Kontakt mit unseren engsten Bezugspersonen in den ersten Lebensjahren war. Die ersten sieben Lebensjahre sind  am stärksten prägend.

Je mehr unsere Bedürfnisse erfüllt wurden, desto günstiger sind unsere Voraussetzungen, im Erwachsenenalter mit unseren Bedürfnissen erfolgreich umzugehen. Diese Voraussetzungen liegen im Nervensystem vor.

 

Was ist ein Trauma?

Ein Trauma ist ein Programm, das wir durch eine einmalige, uns außergewöhnlich belastende, für uns lebensbedrohliche Situation (=Schocktrauma) oder durch wiederholte, uns überfordernde Situationen im Säuglings- und Kleinkindalter(= Entwicklungstrauma) entwickelt haben. Es ist ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen einer bedrohlichen Situation und unseren individuellen Bewältigungsmöglichen. Durch die traumatisierenden Geschehnisse haben sich im Gehirn die entsprechenden neuronalen Verbindungen entwickelt, so dass bei jeder Situation, auch wenn sie nicht lebensbedrohlich ist, in der wir als jugendliche und erwachsene Person ähnliche Emotionen und/ oder Körperempfindungen haben wie diejenigen in der traumatisierenden Situation, eine Stressreaktion ausgelöst wird.

Bei einem Schocktrauma wird unser Toleranzfenster bei einem einmaligen uns überwältigenden Ereignis nach oben und unten gesprengt.

Bei einem Entwicklungstrauma entwickelt sich unser Toleranzfenster im Säuglings- und Kleinkindalter nicht gut; es ist sehr schmal, so dass es im späteren Lebensalter fast ständig überschritten wird.

 

Wie läuft eine Traumatisierung ab?

Bei einer traumatisierenden Situation laufen verschiedene Reaktionsphasen ab. Zunächst stellt der Körper ein Höchstmaß an Energie frei, um zu kämpfen oder zu fliehen (Fight-or-Flight-Syndrom), wobei er auch in einen Erstarrungszustand kommen kann - nämlich wenn Kampf oder Flucht nicht durchführbar sind. Auch bei der Erstarrung sind zwei Arten zu unterscheiden: In der ersten Phase der Erstarrung ist der Sympathikus maximal aktiv. Es wird sehr viel Energie gehalten, um sofort zu kämpfen oder zu fliehen, wenn die Gelegenheit da ist. Dauert dieser Zustand über ein gewisses Maß hinaus an, kippt das vegetative Nervensystem und der Parasympathikus wird hochgefahren. Dann setzt die zweite Erstarrungsreaktion ein. Hier sinkt der Muskeltonus auf null ab, der Körper erschlafft und ist zu keiner Regung mehr fähig. Das ist der sogenannte Totstellreflex, der je jünger oder hilfloser wir bei dem Ereignis sind, eher auch sofort, das heißt ohne einer vorausgehenden Phase der maximalen Energiebereitstellung, eintreten kann. Dieser Totstellreflex ist evolutionär ein sehr alter Reflex.

Wenn die Emotionen oder der Schmerz bei einem traumatisierenden Ereignis zu groß sind, koppelt sich unser Geist von unserem Körper ab, es kommt zur Dissoziation. Dadurch ist unser Empfinden von Emotionen und Schmerz ausgeschaltet und wir haben den Eindruck, dass nicht uns das geschieht, was gerade vor sich geht. Auch das Raum-Zeit-Erleben und die Wahrnehmung von Geräuschen können sich verändern. Somit ist die Dissoziation in einem lebensbedrohlichen, überwältigenden Fall ein Schutzmechanismus, der uns vor unerträglichen Emotionen und Schmerzen  bewahrt. Hat sich diese Dissoziation einmal als erfolgreich erwiesen, wird unser Stammhirn diesen Reflex immer wieder wählen, wenn wir uns ähnlich wie in dem traumatisierenden Ereignis fühlen, auch wenn kein lebensbedrohlicher Faktor vorliegt.

 

Was sind mögliche Folgen eines Traumas?

Hat bei der Traumatisierung eine Dissoziation stattgefunden, dann hat sich dieser Überlebensreflex, der für uns einmal erfolgreich war, in unserem Nervensystem eingeprägt und wir sind nicht richtig verbunden mit unserem Körper.

Viele von uns bemerken in ihrem Alltag die Dissoziation, das heißt, das Getrennt sein von ihrem Körper, nicht, da sie ihren Alltag auch damit weiterhin bewältigen können.

Doch hat dieses Getrenntsein Auswirkungen auf unser Erleben und unsere Lebensgestaltung.

Beispielsweise sind wir in einem Dauerzustand der inneren Wahrnehmung von Gefahr, also einem ständigen unterschwelligen Alarmzustand und unbewusst gegebenenfalls für eine sofortige Abwehrreaktion bereit.

Häufig verflachen auch unsere Gefühle. Das kann uns einerseits schützen vor unseren ungeheilten Gefühlen - die dadurch jedoch nicht heilen und denen wir somit unterworfen sind -  andererseits fühlen wir auch Freude, Lebendigkeit, Lebenslust, Glück nicht mehr in ihrer Tiefe.

Auch Angstzustände sind möglich. Angst ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine gesteigerte Energie durch unsere Abwehrhaltung. Wir interpretieren den erhöhten Energielevel jedoch als Angst. Dadurch sucht unser Stammhirn unsere Umgebung ständig auf Beängstigendes, Bedrohliches ab und wir werden dann durch die Bewertung unseres Gehirnes immer etwas finden, das uns scheinbar bedroht und wir abwehren müssen.

Des Weiteren können uns Panikattacken oder Wutattacken überkommen. Bei beiden läuft das Gleiche ab, nur die Emotionen unterscheiden sich. Bei der Panikattacke ist es die Angst, bei einer Wutattacke die Wut, die wir scheinbar nicht aushalten können und unseren Dampfkessel zum überkochen bringen.

Schließlich kann sich eine Dissoziation auch in Unruhe, Überaktivität, Konzentrationsschwierigkeiten zeigen mit Folgen wie einem Workaholic und einem Gebrauch von Beruhigungsmitteln wie Rauchen, Alkohol, Essen, PC oder Fernsehen.

Erst wenn sie ständig körperliche Beschwerden haben oder im Urlaub immer krank sind, bemerken viele von uns, dass irgendetwas nicht stimmt und werden über diesen Weg zu ihrer Dissoziation geführt.

 

Was ist das Toleranzfenster und wie entsteht dieses?

Unser vegetatives Nervensystem besteht aus den Gegenspielern Sympathikus – Parasympathikus. Der Sympathikus ist zuständig für Aktivität, Konzentration und die dafür nötige Körperspannung und Energiebereitstellung. Das Blut wird zu den Muskeln umverteilt, so dass sie besser arbeiten können. Der Parasympathikus sorgt dafür, dass wir uns regenerieren, verdauen, entspannen. Der Puls wird verlangsamt, die Atmung tiefer, die Verdauungsorgane werden verstärkt durchblutet, was wichtig für eine gute Verdauung ist.

Normalerweise sind diese beiden Teile des vegetativen Nervensystems wie eine Schaukel abwechselnd aktiver. So haben wir Phasen des wach Seins und des müde Seins, des aktiv Seins und des Ruhens, des uns Konzentrierens und des Entspannens etc.

Jeder von uns hat ein Toleranzfenster. Schwingt unser vegetatives Nervensystem innerhalb unseres Toleranzfensters, so fühlen wir uns in der Balance und befähigt, mit den Herausforderungen unseres Lebens umzugehen. Ist eine Herausforderung jedoch zu groß, überschreitet sie also unser Toleranzfenster, so kommen wir in Stress.

Das Toleranzfenster entwickelt sich vor allem in den ersten drei Lebensjahren. Werden in diesem Alter unsere Bedürfnisse nach Sättigung, Nähe, Sicherheit, Ruhe und nach Anregung und Autonomie von unseren primären Bezugspersonen optimal erfüllt, entwickelt sich unser Toleranzfenster gut nach oben, was zur Folge hat, dass wir uns im Erwachsenenalter auch mit Reizen in unserer Mitte fühlen, und nach unten, was sich darin auswirkt, dass wir uns auch mit Langeweile in Balance fühlen. Je weniger das Bedürfnis nach Sicherheit und Ruhe erfüllt wurde, desto weniger bildet sich unser Toleranzfenster nach unten aus und desto schneller fühlen wir uns unterfordert oder gelangweilt. Je weniger unser Bedürfnis nach Anregung erfüllt wurde, desto weniger hat sich das Toleranzfenster nach oben entwickelt und desto leichter fühlen wir uns unwohl mit einer Anregung, auch wenn sie uns Freude bereitet.

Bei hochsensiblen Menschen ist das Toleranzfenster aufgrund des sensibleren Nervensystems zudem von Natur aus schmaler als bei normalsensiblen Menschen.

Auch die Schwelle der Traumatisierung ist bei Hochsensiblen deshalb niedriger.

 

Was läuft auf neuronaler Ebene bei einer Traumatisierung ab?

Traumatisierung entsteht durch ein Ereignis, das uns über unsere Grenze überfordert und unseren Körper in eine Stressreaktion versetzt. Durch das dabei übermäßig freigesetzte Adrenalin ist unser Sympathikus überaktiv. Das Adrenalin wiederum erhöht den Puls und Blutdruck und trägt zur Energiefreisetzung aus Energiespeichern wie Glykogen bei. Dies soll uns in die Lage versetzen, zu kämpfen oder zu fliehen. Da wir dadurch jedoch unverhältnismäßig Energie freisetzen, kommt es nach einer gewissen Phase zur Überaktivierung des Gegenspielers, des Parasympathikus. Der Blutdruck sackt ab, wir fühlen uns energie- und kraftlos und sind nicht mehr (gut) in der Lage, unseren Alltag zu meistern. Geraten wir immer wieder in die Überforderung, schaukeln sich der Sympathikus und Parasympathikus gegenseitig hoch, sind sie also nicht mehr abwechselnd aktiv, sondern gleichzeitig. Das führt zu einem Gefühl, sozusagen zugleich auf dem Gaspedal und der Bremse zu stehen. Wir verbrauchen also sehr viel Energie und kommen trotzdem nicht weiter.

Im Gehirn haben wir drei Bereiche, die unabhängig voneinander Reaktionen auslösen können. Evolutionär der älteste Teil unseres Gehirns ist das Stamm- oder Reptilienhirn. Das Stammhirn ist zuständig für unsere Instinkte und Reflexe wie Wachen, Schlafen, Essverhalten etc. Das limbische System ist die Stelle, die unsere Emotionen und Bindungsverhalten verarbeitet. Der evolutionär jüngste Teil unseres Gehirns ist der Neocortex. In ihm werden rationales Denken und Logik verarbeitet.

Sind wir nun in einer Situation, bei der wir ein zu großes Auseinanderklaffen der bedrohlichen Faktoren dieser Situation und unseren Bewältigungsmöglichkeiten fühlen, kommen wir in Stress.

Wie oben beschrieben wird bei Stress die Stressachse Hypothalamus – Hypophyse – Nebennierenrinde aktiviert, wodurch hohe Mengen an Cortisol gebildet werden. Zugleich wird aus dem Nebennierenmark eine große Dosis Adrenalin freigesetzt. Diese außergewöhnlichen Mengen an Cortisol und Adrenalin ermöglichen, dass wir extrem viel Energie freisetzen und versetzen uns in die Lage, zu kämpfen oder zu fliehen. Findet das einmal statt und beruhigt sich das Körpersystem danach wieder, hat das nicht gleich negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Werden jedoch durch wiederholte Stressreaktionen durch das Ablaufen des Traumatisierungsmusters in nicht lebensbedrohlichen, aber bei uns immer wieder auftretenden Situationen immer wieder hohe Mengen an Cortisol und Adrenalin freigesetzt, kann sich das langfristig ungünstig auf unser körperliches und infolgedessen emotionales Wohlbefinden auswirken.

 

Besonderheiten der Traumatisierung bei hochsensiblen Personen

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, das sozusagen alle von uns Menschen traumatische Muster in sich tragen. Ein Trauma ist nichts, was wir weg haben müssen, um glücklich zu sein. Es geht auch nicht darum uns oder andere dafür zu verurteilen. Denn unsere Seele wählt die Eltern für ihre nächste Inkarnation, bei denen sie m meisten lernen kann, sich am besten weiterentwickeln kann. Somit ist auch ein Trauma aus einer größeren Perspektive eine Chance für uns, genauer zu uns selbst zu schauen, mehr in unsere Selbstakzeptanz und Selbstliebe zu kommen und das Leben als etwas, das nicht gegen uns, sondern das für uns ist, zu erkennen. Leben ist nicht so, dass die Dinge und Umstände, sowohl diejenigen, die unseren Vorstellungen entsprechen als auch die, die es nicht tun, in Stein gemeißelt sind und deren wir uns nur zu bedienen brauchen oder denen wir uns unterwerfen müssen. Vielmehr ist Leben Entwicklung. Auch bei traumatischen Mustern geht es darum, dass wir ihnen neu begegnen und auf neuer Ebene damit umgehen lernen. Inneres Wachstum bedeutet in dieser Hinsicht, uns mehr und mehr selbst regulieren zu können und es umzusetzen. Denn ein Entwicklungstrauma entsteht durch mangelnde Co-Regulation durch unsere engsten Bezugspersonen in unserer Kindheit, wodurch wir die Fähigkeit zur Selbstregulation nicht entwickelt haben und infolgedessen als Erwachsene davon abhängig sind, dass uns andere Stabilität, Nähe und Autonomie geben.

Hochsensible Menschen nehmen durch ihre niedrigere Reizschwelle schon kleinerer Unstimmigkeiten als normal Sensible wahr. Wurden sie beispielsweise nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt, konnten sie dabei eher Not in kommen, wenn ihr Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität nicht erfüllt wurde. So können sie eher Verlustängste und nicht Stabilität und Sicherheit in sich entwickeln. Auch spürten sie als Säugling und Kind gegebenenfalls deutlicher, wenn eine Bezugsperson nicht richtig präsent war, sie nicht wirklich sah und Interesse an ihr zeigte. Dies führt bei ihnen ebenfalls leichter in eine Überforderungssituation,  und zwar hier ihr Bedürfnis nach Nähe erfüllt zu bekommen. Dadurch können sie auch im späteren Leben leichter in Not kommen, wenn ihr Bedürfnis nach Nähe nicht erfüllt wird. Auch nahmen sie in ihrer Kindheit gegebenenfalls bereits subtile Grenzüberschreitungen wahr und fühlten sich hilflos, ihr Bedürfnis nach Autonomie zu erfüllen. Das kann zur Auswirkung haben, dass sie beispielsweise vermehrt Schwierigkeiten haben, Grenzen zu setzen, nein zu sagen und/ oder ihre eigenen Interessen und Fähigkeiten zu entwickeln und zu leben. Da hochsensible Menschen zudem eine verstärke Empathiefähigkeit haben, ist bei ihnen im Allgemeinen auch das Bedürfnis nach Harmonie und Frieden größer. Durch ihre subtile Wahrnehmung von Spannungen und Konflikten neigen vor allem Hochsensible dazu, mehr an andere als an sich selbst zu denken und zu versuchen anderen zu helfen, wenn es ihnen nicht gut geht. Das kann zusätzlich das Grenzen setzen und den eigenen Weg gehen erschweren.

Die Schwelle zur Traumatisierung liegt bei hochsensiblen Menschen also niedriger, da sie bereits sehr subtile Unstimmigkeiten wahrnehmen.

Hochsensible Menschen legen sich oftmals Muster des still, brav und nett seins zu, die ihnen in ihrer Kindheit geholfen haben, jedoch mit zunehmendem erwachsen werden daran hindern, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Sie sind vielmehr oftmals gefangen in einer chronischen Überanpassung und damit Unterdrückung ihrer Bedürfnisse.

 

Wie beziehungsfähig sein mit Trauma?

Viele von uns glauben, dass wenn sie von einer Traumatisierung nichts wissen oder ihr keine Aufmerksamkeit schenken, dass diese keinen Einfluss auf ihr Leben hat. Doch das ist leider nicht der Fall. Denn diese Traumatisierung liegt im Unterbewusstsein vor und steuert uns unbewusst so, nicht mit den ungeheilten Gefühlen und Emotionen in Kontakt zu kommen. Solche Vermeidungs- und Kompensationsreflexe und -muster zeigen sich dann beispielsweise in einer Fawn Response Haltung und hindern uns, wahre Beziehungen zu leben. Dabei geht es erst einmal um die Beziehung zu uns selbst, das heißt durch unsere Intuition geführt mit uns selbst umzugehen. Daraus können auch mehr und mehr wahre Beziehungen zu anderen Menschen und vor allem mit unserem Partner, mit dem wir emotional eng verbunden sind, entstehen.

Vielleicht fühlst du dich auch immer wieder, gerade auch im Zwischenmenschlichen und in deiner Beziehung, gehindert, dich selbst zu sein und hast dadurch schon so manche Erfahrungen gemacht, in denen du dich alles andere als dich wohl und lebendig gefühlt und dich vielmehr Ängsten und Stress ausgesetzt erlebt hast.

Doch auch wenn wir spürbar Blockaden haben, uns selbst, auch in einer Beziehung, zu leben, und darunter leiden, sind wir diesen jedoch nicht unveränderbar ausgeliefert.

Ein erster, wichtiger Schritt ist, dass wir bereit für Veränderung sind und zu hinterfragen, zu verstehen und zu erkennen, warum sich eine von uns ungewünschte Situation immer und immer wieder wiederholt und sich wie ein roter Faden durch unser Leben zieht. Dann geht es darum, bereit zu sein, den Mut aufzubringen, in unser Inneres zu schauen. Davor haben wir oft Angst und glauben, dass hier etwas Überdimensionales, Schlimmes ist, das die Macht über uns hat. Doch unser Herzensraum ist ein Transformationsraum. Es braucht nur die Bereitschaft, mit unserem Herzen Kontakt aufzunehmen und mit seiner Hilfe uns zu beobachten, ohne etwas mit möglicherweise auftauchenden Gefühlen oder Gedanken zu verbinden. Es ist heilsam und unser Gehirn verändert sich Schritt für Schritt, wenn wir unsere Körperempfindungen wahrnehmen als momentane physiologische Gegebenheit, wie auch auftauchende Gefühle und Gedanken, ohne auf etwas aufzuspringen.

Für viele von uns ist es sehr hilfreich, unterstützt zu werden beispielsweise mit einfühlsamen Übungen in Video- und Textformat von einer ebenfalls hochsensiblen Person, mit denen sie sich wohlfühlen, gesehen fühlen, die ihnen helfen, ihre Energie zu halten und sich besser wahrzunehmen. Das ist sehr unterstützend, mehr und mehr in ein verkörpertes Spüren und Realisieren zu kommen, was in uns vorgeht und welche Auswirkungen das für uns und andere hat. Auf diese Weise stärkt sich zunehmend die spürbare Verbundenheit mit unserem Körper. Dadurch können wir  seine Informationen wahrnehmen, die unter der Bewusstseinsschwelle liegen, das heißt wir kommen in die Wahrnehmung unserer Intuition. Wir eröffnen uns den Zugang zu unserem Herzen, um unsere Blockaden spürbar zu wandeln, so dass sie uns immer weniger beherrschen und wir zunehmend uns selbst sein können.

 

Suchst du ein Tool, eigenständig an dir zu arbeiten und dir eine liebevolle Beziehung zu dir aufzubauen?

Vielleicht fühlst du dich von diesem Tool angezogen:

In meinem Kurs “In dein Sein mit deiner Hochsensibilität“ lernst du, mit deiner Seele, deinem Herzen in Kontakt zu kommen und mit ihm zu kommunizieren. Du lernst, deine Gefühle, Emotionen und Körperempfindungen wahrzunehmen, deine Glaubenssätze zu erkennen und sie zu lösen. Du lernst, deine Intuition, die unter der Schwelle der Bewusstheit abläuft, immer deutlicher wahrzunehmen dadurch, dass du dir Schritt für Schritt die Verbindung mit deinem Körper eröffnest. Der Kurs besteht aus verschiedenen Kapiteln mit Videos und Texten, womit du eigenständig an dir arbeiten kannst und lernst, mehr und mehr deine Körperempfindungen wahrzunehmen, ohne sie mit Gefühlen zu verbinden, deine Muster zu erkennen und zu durchbrechen.

Dieser Onlinekurs bietet also sozusagen einen Raum, eigenständig mit sich in Kontakt zu kommen, seinen Körper zu spüren, zu entspannen und sein Herz zu öffnen für seine Themen, so dass sie sich lösen können.

 

Diese Artikel könnten möglicherweise auch interessant für dich sein:

Wie heile ich traumatisierende Erfahrungen?

Wie finde ich den richtigen Partner?

Zurück
Zurück

Warum Beziehungsratgeber oftmals nicht allein weiterhelfen und wie wir in eine gesunde Beziehung kommen

Weiter
Weiter

Wie sich Stress mit deiner Hochsensibilität auf deine Gene auswirkt und wie du entgegensteuern kannst - Epigenetik